Das Erfolgsrezept des Golfstore-Pros hinter dem EM-Sieg

Zum ersten Mal seit der Jahrtausendwende hat Dänemark Gold in der EM für Clubmannschaften (European Men’s Club Trophy) gewonnen. Die Mannschaft, die zuvor schon die dänische Meisterschaft gewonnen hatte, konnte sich jetzt im Troia Golf Resort vor den Toren Lissabons durchsetzen. Wenn man Jesper Overgaard, Golfstore-Pro im Golfclub Smørum, zuhört, wird schnell klar, dass der Sieg kein Zufall war.

20 Teams aus allen Ecken Europas waren vertreten, und die dänische Mannschaft bestand aus Mads Heller, Jens Kristian Thysted und Mikkel Pedersen.

Jesper Overgaard konnte vor der Finalrunde am 28. Oktober ruhig schlafen, denn der Vorsprung von sechs Schlägen auf die Italiener von Royal Park Roveri war eigentlich nie in Gefahr – bis zum letzten Loch: der Italiener Luca Memeo schlug bei seinen sechs letzten Löchern nämlich vier Birdies und ein Eagle und führte seine Mannschaft bis auf einen Schlag an die Dänen heran.
„Es war knapp und extrem spannend. Es herrschte ein starker Wind. Als nur noch ein italienischer Spieler auf dem Platz stand, war klar, dass er am letzten Loch seinen zweiten Schlag versenken musste. Der Ball blieb zehn Zentimeter vor dem Loch liegen“, erklärt Jesper.

Das Fundament für den Sieg wurde an den ersten beiden Spieltagen gelegt, als Thysteds und Hellers Ergebnisse zählten. Als die Italiener dann am Samstag einen Gang hochschalteten, griff Mikkel Pedersen ins Geschehen ein und erzielte vier Birdies auf seinen letzten neun Löchern.
Ein schöner Abschluss für einen Spieler, der eigentlich gar nicht spielen sollte, sondern kurzfristig von Jesper Overgaard nominiert wurde, nachdem Mads Laage verletzungsbedingt absagen musste.

Dass man jetzt den Sieg erringen konnte, war eine schöne Revanche für das Vorjahr, als Smørum bei der Team-EM nach den siegreichen Franzosen von Cannes Mougins den zweiten Platz belegte.
„Letztes Jahr waren wir ziemlich nah dran, und klar fühlt sich das wie eine Revanche an“, sagt Jesper.

Die Trainerarbeit in Smørum ist einzigartig. Bei den Herren hat man die dänische Meisterschaft viermal hintereinander gewonnen, und in diesem Jahr gewann der Club außerdem die Damen- und die Juniorenmeisterschaft.
Bereits bei den Golfstore Ordertagen 2022 fragten die Kollegen, welches Geheimnis dahintersteckt. Jesper hatte ein Jahr Zeit, um darüber nachzudenken.
„Ich bin seit 24 Jahren PGA Professional, und es war ein langer Weg. Ich habe tatsächlich als Assistent auf Smørum begonnen, im selben Club, in dem ich heute Trainer bin, und bin seither Trainer bei zwei weiteren Clubs gewesen.
Es geht darum, Kontakte zu schaffen, Informationen zu sammeln und anderen zuzuhören.
„Ich habe den Puttguru Phil Kenyon getroffen und war mit ihm mehr als 30-mal auf der Tour. Dort lernte ich auch Pete Cowen und mehrere andere der richtig großen Trainer kennen.

Im Jahr 2010 hatte Jesper gerade begonnen, richtig gute Spieler hervorzubringen. Es war daher die Gelegenheit, Pete Cowen zu kontaktieren, um etwas Feedback zu bekommen. Sie haben es sich deswegen in den alten Chesterfield-Sesseln des Engländers bequem gemacht, und Cowen erklärte Jesper ausführlich, wie man seiner Meinung nach am besten ein Talententwicklungsprogramm aufbaut. Daraus entstand nach und nach ein Future Team, das zusammen mit dem Clubtraining das Fundament bei den Clubs bildete, in denen Jesper tätig war.
„Doch ich würde sagen, dass dies bloß ein Drittel der Erklärung ist“, sagt er und betont seinganzheitliches Konzept, das sich im dänischen Golftraining heraushebt.
„Ich arbeite mit sechs verschiedenen Parametern. Diese sind Technik, Taktik, mentales und physisches Training, die Struktur rund um das Training und der Mensch, der den Schläger in der Hand hält. Wenn man nur mit einem oder zwei dieser Teile arbeitet, kann man den weltbesten „Ballstriker“ entwickeln, aber wahrscheinlich wird er oder sie dennoch kein besonders guter Spieler.“

Eine letzte Erklärung ist in der DNA des Clubs und der Mitglieder zu suchen. Der Slogan des Clubs lautet „offen für alle, gut genug für die Besten“, und von Beginn an hat man die Ambition verfolgt, der beste Eliteclub in Dänemark zu sein.
„Mein Job hat nur einen kleinen Anteil an den Erfolgen. Die Mitglieder lieben es, gute Spieler zu haben, und sind stolz darauf.“
„Dies führt dazu, dass sie akzeptieren, dass wir Geld ausgeben, um Elitespieler zu entwickeln. Diese Einstellung durchzieht alles vom Greenkeeper bis zu den Gästen im Restaurant.“
„Diese Wertvorstellungen haben dafür gesorgt, dass der Club wie eine große Familie geworden ist.“

Es wird Zeit, unser Interview ist zu Ende. Jesper muss zum Junior-Training. In diesem Fall handelt es sich um eine Gruppe von Elitespielern im Alter von 11 bis 18 Jahren. Der mit dem höchsten Handicap hat 4, der mit dem niedrigsten hat +4. Es ist wohl kein Zufall, dass Smørum in Europa am besten ist.